Saterfriesisches Wörterbuch
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Bíerig, -e, die

1. Berg; im Saterland eine Erhebung (Sandhügel, Düne): 1.1 uur alle Bíerige: über alle Berge, verschwunden. 1.2 hie is sin Bíerig uur: er hat ausgelitten und ist jetzt tot. 1.3 hie is uur dän Bíerig: er hat die Krankheit überstanden und ist auf dem Wege der Besserung. 2. große Menge, große Anzahl: hie häd n helen Bíerig Skeelden: er hat eine große Menge Schulden. (Das Wort Bíerig kommt vor allem in Flurnamen vor.)

Düvel (a) , -e, die

1. Teufel: 1.1 loop ätter dän Düvel tou! : schere dich zum Teufel! 1.2 wan man fon dän Düvel boalt, dan is hie tichtebie : wenn man vom Teufel spricht, dann ist er nahebei. 1.3 hie is dän Düvel fon ju Koare falen : er ist dem Teufel von der Schubkarre gefallen (= er ist ein ganz gerissener, durchtriebener Mensch.) 1.4 iek häbe naan Düvel blouked : ich habe nichts gesehen. 1.5 Düvel, Soatan, Sätken! : Fluch. 1.6 äärme Düvel : armer Teufel; bedauernswerter, unglücklicher Mensch. 1.7 mäinädder honget die äärme Düvel deer uut : morgen früh wird der Besoffene einen fürchterlichen Kater haben. 1.8 deer sit die Düvel oane : es sitzt der Teufel in ihm/ihr (er/ sie ist böse). 1.9 wan ju Sunne skíent un et ríent, dan sit die Düvel bäte dän Bíerig tou Ponkouke boaken : wenn die Sonne scheint und es regnet, dann sitzt der Teufel hinter dem Berg und bäckt Pfannkuchen. → Djúvel

hoog (hager, hagste/hoogste)

1. hoch: 1.1 die näie Säärktouden liet hager as die oolde, man hie is juustso hoog : der neue Kirchturm sah höher aus als der alte, aber er ist genauso hoch. 2. in die Höhe: hie sproang hoog : er sprang in die Höhe. in hoher Stellung: hie is hoog an : er ist in hoher Stellung; er hat einen hohen gesellschaftlichen Rang, eine hohe Stellung in der Gesellschaft erreicht. 4. schwierig, verwickelt: dät is tou hoog foar mie : das ist mir zu schwierig. 5. hinauf, hinan: wie gunge bie dän Bíerig hoog : wir gehen den Hügel hinauf. 6 . (Stimme) hell, klar, hoch klingend: hoog sjunge : mit heller Stimme singen. 7. höchste: 7.1 et wädt hoogste Tied, dät ju bie uus kumt : es wird höchste Zeit, dass sie zu uns kommt. 7.2 die twäide hoogste, die träde hoogste, die fjode hoogste Boom : der zweithöchste, der dritthöchste, der vierthöchste Baum.

hoogluke

1. errichten, aufführen: 1.1 n Múre hoogluke : eine Mauer errichten. 2. heraufziehen: n Woain bie n Bíerig hoogluke : einen Wagen einen Hügel heraufziehen.

skliede iek skliede, du sklidst, hie/ju sklidt, wie skliede; skleed, skleden; is sklíeden; sklid! skliede! skliedet!

rutschen, gleiten, vor allem auf Eis oder Schnee: iek skleed ap dän Íers dän Bíerig andeel : ich rutschte auf dem Hintern den Hügel hinunter. [engl. slide]

uumstroalje

umstrahlen, umglänzen, verklären: Jesus wuud ap dän Bíerig uumstroald : Jesus wurde auf dem Berg verklärt.

bíerigdeel

bergab.

bíerigou

1. bergab, abwärts: nu gungt et bíerigou : 1.1 jetzt geht es bergab. 1.2 jetzt wird die Lage schlechter.

bíerigap

bergauf, aufwärts: nu gungt et bíerigap : jetzt geht es bergauf.

Bíerigmantje, -ne, dät

Wichtel, Wichtelmännchen.

Bíerigkleeuw, -e, die

Schlucht, Gebirgsschlucht. [wlfrs. berchkleau ]

Bíerigfljoot, -fljote, dät

Wildbach.

Lokkere un Bíerige, do

Erhöhungen und Senkungen in noch unkultiviertem Land.

oufrjoze

1. abfrieren; durch Frost absterben (is): ju Boukete froos ou : der Buchweizen fror ab. 2. (+ sik) erfrieren; durch Frosteinwirkung an den Gliedmaßen geschädigt werden: iek häbe mie in Feber in do Bíerige two Tonen oufäärzen : ich habe mir im Februar in den Bergen zwei Zehen abgefroren.

rundumetou

1. an allen Seiten, rund herum: rundumetou kon man niks as Bíerige sjo : rund herum kann man nichts als Berge sehen. 2. in einem Umkreis von ca. 10 Kilometern: rundeumetou rakt et neen Búräi moor : in einem Umkreis von ca. 10 Kilometern gibt es keinen Bauernhof mehr.

truchwonderje (b)

hie is truch do Bíerige truchwonderd : er ist durch die Berge hindurchgewandert.

Säidelsbíerig, dät

das saterländische Dorf Sedelsberg.

Määlnbíerig, -e, die

Mühlenberg.

Gälenbíerig, dät

Gehlenberg im Emsland.

Roagebíerig, -e, die

Roggenberg.

Soundbíerig, -e, die

(am Meer) Sanddüne, Sandhügel.

ap

1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dän Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krigst du aaltied wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjúur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dän eerste(n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dän Húusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesúundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbíerig (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dän hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stíerven : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dän Komer ap t ruugste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuvvelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Púund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenbúrig an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Húunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dän Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo fúren ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.

Seelter (b)

1. (sprachlich, ethnisch) saterfriesisch: 1.1 ju Seelter Sproake : die saterfriesische Sprache. 1.2 n Seelter Wucht : ein saterfriesisches Mädchen. 1.3 do Seelter Bäidene fon dän Bäidenstuun : die saterfriesischen Kinder vom Kindergarten. 2. (topografisch) saterländisch: 2.1 dät Eedgreeuwen in dän Seelter Foan : das Torfgraben im saterländischen Moor. 2.2 do Seelter Täärpe Strukelje/Uutände, Romelse, Skäddel un Sedelsbíerig : die saterländischen Dörfer Strücklingen/Utende, Ramsloh, Scharrel und Sedelsberg.

Grot, die/dät

Raseneisenerz, Wiesenerz: wie häbe Grot bie de Äi in Sedelsbíerig moaked: wir haben Raseneisenerz an der Sater-Ems in Sedelsberg gewonnen. ( Grot wird oft mit Orre : eisenhaltige Erde verwechselt. Im Saterland wurde das Wiesenerz in den Niederungen ( Níeden ) an den Ufern der Sater-Ems gegraben.)

here

1. hören: 1.1 dät mai hie nit jädden here : das ist ein wunder Punkt bei ihm; das hört er nicht gern. 1.2 fon Heren un Fertällen : vom Hörensagen. 1.3 heerd wäide : Gehör finden. 1.4 hie wol niks here of sjo : er will niemandem zuhören. 1.5 fon Heren un Sjoon : vom Hören und Sehen (= vom Hörensagen) 1.6 iek wol deer niks fon here of sjo : ich will nichts davon wissen. 1.7 paas ap! uurs krigst du heel wät uurs tou heren! : pass auf, dass ich dir nicht unverblümt die unangenehme Wahrheit sage! 2. gehören: 2.1 toun Hilkjen here twäin : zum Heiraten gehören zwei. 2.2 deer heert him niks fon : ihm gehört nichts davon. 2.3 n Stuk Lound heert daach aaltied aan : ein Stück Land gehört doch immer jemandem. 2.4 Näiwal un Hezelbíerig here tou Skäddel : Neuwall und Heselberg gehören zu Scharrel. 2.5 hie heert deer mee tou dän Kring : er gehört mit zu dem Kreis. 3. gehorchen: 3.1 die Wäänt wol nit here : der Junge will nicht gehorchen. 3.2 die nit here wol, mout fäile : wer nicht gehorchen will, muss fühlen. 4. (+ sik) sich ziemen, sich gehören: as et sik heert : wie es sich gehört. 5. zu etwas nötig sein: deer heert fúul Uutdúur tou : es gehört viel Ausdauer dazu; das kostet viel Anstrengung. 6. erfahren, vernehmen: iek wol here, of jo wät tou ferkoopjen häbe : ich will erfahren, ob sie etwas zu verkaufen haben.